Rendezvous mit orangem Riesen

Das siebzehnte Jahrhundert hatte gerade begonnen. Ich war unterwegs auf einem Feldweg. Links und rechts abgestellte Kutschen, wartend, dass die Gelegenheit entstand, die ein Vorspannen der Pferde rechtfertigt. Laubbäume säumten den Pfad und spendeten den ungenutzten Fuhrwerken Schatten. Mir war die Sinnhaftigkeit dieser Gefährte nie klar geworden und ich wünschte diese Platzverschwender beim Vorbeigehen stets zur Hölle. Es war ein ziemlich warmer Tag. Gerade kam ich vom Markt und war bepackt mit allerlei Einkäufen, die mich und meine Familie durch den Tag bringen sollten. Eine kleine Ansiedlung in der sich auch mein Unterschlupf befand, tauchte langsam hinter einem grünen Hügel auf. Zwischen mir und meinem Häuschen lag aber noch ein Kreuzweg, den es zu queren galt. Guten Mutes schritt ich voran. Doch da! Von rechts näherte sich ein oranger Riese, dem ich beschied, lange vor mir die Stelle passiert zu haben, an der sich unsere Wege theoretisch kreuzen müssten. Sowohl Laufrichtung als auch Geschwindigkeit wurden also beibehalten. Meine Prognose schien sich zu bewahrheiten, denn der orange Riese hatte schon vor meiner Ankunft ein großes Stück des Knotenpunktes hinter sich gelassen. In dem Augenblick aber, in dem ich denselbigen betrat, vollzog der orange Riese eine hundertachtzig Grad Wende und geriet dadurch auf Kollisionskurs. Erschrocken überlegte ich was zu tun sei. Flucht? Der Gefahr ins Auge blicken? Gottseidank stoppte der orange Riese und bedeutete mir freundlich, ich möge doch vor ihm die nur kärglich befestigte Allee überschreiten. Erleichtert begann ich sogleich, die Hand zum Dank erhoben, meine Reise fortzuführen. Danach setzte sich auch der orange Riese wieder in Bewegung. Ich schaute ihm beim Entschwinden noch kurz hinterher. Auf seinem Beinkleid standen ein paar Buchstaben und Zahlen, die keinen Sinn für mich ergaben. BSR-1601. Der Rest des Heimwegs war ereignislos. (ts)

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