Überraschendes

Zunächst einmal, dass im Wort überraschend rasch steckt, sollte eigentlich nicht überraschen. Langsam ins Leben fließende Änderungen wären wenig überraschend. Die Überraschungen machen unser Leben überhaupt erst interessant. Sie sind das Salz in der Suppe des Geschehens. Der Rettungshubschrauber eines langweilig werdenden Gesprächsunfalls. Auch wenn einige überraschende Dinge aus der Mode zu kommen scheinen. So wie überraschender Besuch, Überraschungsei (tatsächlich eher wenig überraschend) und überraschende Neuigkeiten. Der Verlust der überraschenden Neuigkeiten schmerzt mich am meisten. Wir sind heute alle permanent über alles informiert. Wie oft schon fühlte ich mich als Überbringer der brandheißen News und wurde vom Gegenüber bitter enttäuscht mit: „Ja, ich weiß“. Ich spiele mit dem Gedanken für eine Weile in den Wald zu ziehen, um dann bar aller überraschenden Neuigkeiten nach meiner Rückkehr ein Bad in überraschenden Neuigkeiten zu nehmen. Da allerdings die meisten überraschenden Neuigkeiten glücklicherweise nur selten interessant sind, werde ich darauf verzichten und mich weiterhin hier in der Stadt an einem überraschenden Lächeln hier und da, überraschender Freundlichkeit ab und an und überraschenden Aufeinandertreffen mit mir lieben Menschen erfreuen. Nicht unerwähnt bleiben sollen die negativen Überraschungen. Wer hat es nicht schon selbst erlebt. Das Gewicht der Milchtüte falsch eingeschätzt – man kann ja nicht in die Tüte hineinsehen – und dann mit zu viel Kraft die Eierhaltung des Kühlschranks mit der Tüte aus der Verankerung gerissen die sich über der Flaschenabteilung befindet. Sechs zerschellte Eier vom Boden zu wischen fällt überraschend schwer. (ts)