Schneetreiben

Charlie hatte sich auf die Fensterbank gezwängt. Das war zwar etwas unbequem, aber so war sie den Schneeflocken ganz nah. Sie mochte es wenn es schneite. Alles wurde einen Tick stiller. Die Welt machte kurz Pause. Auch sie atmete tief ein und aus. Auf dem breiten Fensterbrett hatte sie die besten Einfälle. Ideen und Eingebungen, die dummerweise oft genauso schnell verschwanden, wie die Flöckchen, die an die Fensterscheibe geweht wurden. Sie dachte daran wie sie sich deswegen gesagt hatte: „Immer Zettel und Stift in greifbarer Nähe haben Charlie!“. „Greifbar“ – die Vokabel gefiel ihr plötzlich. Papier und Mine geschnappt und aufs Pergament gekritzelt: „Schönes und anschauliches Wiewort: greifbar“. Zufrieden legte sie beides wieder zur Seite. Hier, zwischen Himmel und Couch, an einem ihrer Lieblingsplätze, war ihr auch ein hoffentlich köstliches Rezept eingefallen. Selleriesalat mit Ei. Heute Abend wollte sie es ausprobieren. Eingeladen waren Annegret und Lohengrin. Bekanntschaften aus dem Haus. Man war sich über die Wege gelaufen und fand einander sofort sympathisch. Eine schöne Geschichte, die sie unbedingt noch aufschreiben wollte. (ts)