Ein ganz normales Abenteuer

Es begann so. Ich klammerte mich an einen dieser dicken Holzpfähle, die mutig Hafeneinfahrten begrenzen. Die See war rau. Klitschnass hielt ich nach Rettung Ausschau. Offenbar gab es ein paar Meter weiter eine spiegelgleich wirkende Hafeneinfahrt. Der Wind wehte stürmisch. Ich hatte Mühe mich festzuhalten. Aber die Erlösung nahte! In der Ferne tauchte ein Fischkutter auf, der Kurs auf die Hafeneinfahrt genommen hatte. Selbiges spielte sich in der gespiegelten Einfahrt ab. Dort jedoch saß ich neben dem dicken Pfahl auf einem Anglerstuhl und angelte. Ich nickte mir freundlich zu. Der Kutter näherte sich. Ich winkte um Hilfe doch der Kapitän warf mir beim Vorbeifahren nur einen spöttischen Blick zu. Das Schiff entfernte sich in Richtung Anlegestelle, die in einigem Abstand vorn links zu sehen war. Quasi per Teleportation war ich nun aber auch plötzlich an Land. Mitten im Hafen, der jedoch eher einer verlassenen Baustelle glich. Hier ein Hügel mit Sand. Dort ein Schotterberg. Gar nicht weit weg am anderen Ufer sah ich eine kleine Stadt. Es gab aber keine offensichtliche Möglichkeit dorthin zu gelangen. Mirnichtsdirnichts stand ich hinter einer Gruppe von Männern in Ölzeug die miteinander redeten. Meine Anwesenheit schienen sie nicht zu bemerken. Ich fragte in die Runde: „Wie kann ich denn in die Stadt da drüben kommen?“. Ein kleiner Dicker fragte seinen Kumpel, ob er mich da nicht hinfahren könne. Der nickte und hieß mich ihm zu folgen. Wir betraten ein großes, grün schimmerndes Gewölbe. In der riesigen Höhle, die geschätzt mindestens einen Kilometer Länge aufweisen musste, zog sich quer durch die Luft ein Gleis. Nach ein paar weiteren Schritten standen wir vor dem Gefährt, das wohl dazu diente die instabil wirkenden Schienen zu befahren. Die Fahrt ging los. Viel zu schnell. Viel zu kurvenreich. Es gab unsinnigerweise noch einen weiteren Fahrgast im Frack, der, während er sich mit beiden Händen an einer Stange festhielt, wie ein Fähnchen hinterherwedelte. Helfen konnte ich nicht, denn auch ich hatte genug damit zu tun nicht aus der Lore zu fliegen. Bei der Ankunft im kleinen Städtchen läuteten große Kirchenglocken. Es war ein hübsches Städtchen. Mit sanftem Übergang wurden die Glockenklänge zu Tönen die mein Wecker zu erschaffen pflegt. Unterbewusstsein und Bewusstsein brauchten ein paar Sekunden, um diese Wendung mitzuvollziehen. Ich schlug die Augen auf. (ts)

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