Eine unwirsche Begegnung

Eben am Backstand blockierte eine ein bisschen zu bunt gekleidete Frau meine Einkaufswagendurchfahrt. Ich: „tüt!“. Keine Reaktion. Ich: „Entschuldigung? Darf ich?“. Sie drehte sich genervt um: „Ein „Bitte“ wäre schön.“. Sie machte dann aber doch Platz. Ich bedankte mich innerlich zähneknirschend und ließ mir nicht anmerken, dass ich all meinen Unmut, der sich die letzten Tage angesammelt hatte, in diesem Moment auf sie projizierte. Wir beide warteten auf das Erscheinen der Backstandbedienung, einander ignorierend. Die kam nach dreißig Sekunden um die Ecke und schaute uns hilfesuchend an. Ihr war natürlich nicht klar, wer zuerst dagewesen war. Ich, höflich auf den Menschen mit hohen Zauberwortansprüchen weisend: „Die Dame war vor mir da.“ Das schien zu überraschen, denn die Dame verlor kurz die Contenance und stotterte ihre Bestellung in den Backstand. Sie hatte möglicherweise damit gerechnet, dass ich ungehobelter Kerl mich auch noch vordrängeln würde. Auf dem Weg nach Hause sinnierte ich über den Wunsch nach dem „Bitte“. Vielleicht würde mir die Dame sogar zustimmen, aber einen Anspruch auf ein „Bitte“ kann ich nicht erkennen. Dann dachte ich an etwas Anderes. (ts)