Von Weben und Schwaden

Kommen wir zu den wichtigen Dingen. Immer wenn ich in eine Marihuanawolke gerate, denke ich, ist das jetzt gut oder schlecht für mich? Soll ich kurz die Luft anhalten und riskieren wegen Sauerstoffmangel in Ohnmacht zu fallen? Oder doch lieber tief einatmen? Schließlich wird Marihuana ja auch für medizinische Zwecke verwandt. Andererseits muss man immer wieder von armen Menschen lesen, die nach dem Genuss von Weed die Jahre dahinziehen lassen. Ich weiß ganz genau, dass ich das beim nächsten Mal wieder denken werde. Aber geben wir es zu. Dieses Problem braucht eigentlich keine Lösung. Klarer ist die Entscheidungslage wenn ich durch vorher nicht wahrgenommene Spinnweben gelaufen bin. Das halte ich für entbehrlich. An den unmöglichsten Stellen versuchen Angehörige der Familie der Araneae mich einzuweben. Nicht nur im Altweibersommer passiert es, plötzlich, beim Überqueren der Straße, ein Webfaden im Gesicht. Greifen lässt er sich nicht. Also tastet man sein Antlitz angewidert spuckend erfolglos ab und wird dabei fast von Angehörigen der Familie der Individualverkehrsterroristen zu Tode gebracht, weil man abgelenkt ist und die Flugbahn der Gefährte falsch berechnet.

Nun zu einem völlig anderen Problem. Ich bin seit ich denken kann frustriert über die Art und Weise wie mir an Kassen Wechselgeld überreicht wird. Die Kassenbesetzung legt mir Rückscheine in die ausgestreckte Hand und zählt anschließend das Kleingeld auf die Banknoten. Jetzt jongliere ich Geldscheine mit darauf herum rutschenden Münzen. Wie soll ich bitteschön die Zahlungsmittel ins Portemonnaie befördern? Also sammele ich die Geldstücke mit der einen Hand von den Scheinen, während Selbige von zwei Fingern eingeklemmt werden. Beim Versuch das Hartgeld in die Geldbörse gleiten zu lassen, fällt selbstredend immer eine Metallscheibe auf den Boden und kullert quer durch den Laden. Darauf konzentriert, den Münzenfall im Ausmaß einzugrenzen, verliert man den abtrünnigen Coin aus den Augen. Es entsteht Abhängigkeit von guten Seelen, die den Euro lokalisieren und im optimalen Fall apportieren. Total erschöpft von der logistischen Herausforderung des Wechselgeldentgegennehmens verlasse ich das Geschäft. Dieses Problem braucht dringend eine Lösung, die nicht auf einem Workaround beruht!

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zu einer Aussage, die mich unlängst überraschte. In einer Fernsehserie die ich sehr mag, fiel der Satz: „I’d always rather be dumped than be the dumper.“ Ich musste die TV-Show kurz verblüfft pausieren. Und ja, da ist etwas dran. Als empathische Seele fällt es sicher leichter mit dem eigenen Schmerz des Verlassenwordenseins umzugehen, als mit ansehen zu müssen, wie die- oder derjenige, die oder den man verlassen hat, leidet. Der Gedanke war mir bis dahin noch gar nicht gekommen. Ich finde es schön, dass ich jetzt diesen Aspekt der Trennung kenne. (ts)