Abschied von der Badewanne

Nun heißt es also Abschied nehmen. Abschied nehmen von der wohl verschwenderischsten Form der Seelenpflege. Es ist nicht länger möglich, die entsprechenden Gebühren zu entrichten. Nie wieder in der kalten Jahreszeit in die wohlig warme Wanne gleiten. Die Pleite der Badezusatzmittel herstellenden Industrie ist nicht mehr abzuwenden. Kalte Duschen erhalten den Vorrang. Man kann die Wannen auch gleich ganz herausreißen aus den Badezimmern. Und aus den Filmen. Zu schmerzhaft wäre der Anblick von badenden Nixen, die mir aus Schaumbergen heraus mit Sektglas in der Hand zuprosten. Platz für Neues! Ach nein, das bring ich doch nicht übers Herz. Dann wird eben weniger gebadet, die volle Badewanne mehrfach genutzt wie in Kindertagen. Kann eine Wanne voll kalten Wassers vielleicht mit einem Tauchsieder erhitzt werden? Dies natürlich nur, sollte es dieses hervorragende Stück Ingenieurskunst überhaupt noch geben. Wäre sicher eine kompromissfähige Lösung für Badewannenliebhaber. Möglicherweise retten Solarpanel an den Balkonen die Badewannenkultur! Oder heißt es: Zurück zur Badeanstalt? Ich sehe schon die Menschen in Bademänteln auf dem Weg dorthin in Straßenbahnen stehen. Kein ungewöhnlicher Anblick für Stammgäste von Wellnesshotels. Doch bis es soweit ist sage ich, leb wohl mein heißgeliebtes Wannenbad. Es muss jetzt auch eine Weile ohne Dich gehen. (ts)