Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

Das ich auf meine alten Tage nochmal mit Hamsterkäufen konfrontiert werde, in der DDR war das üblich, hätte ich nicht vermutet. Obwohl ich sehr gut bin im Vermuten. Vermutlich bin ich einer der besten Vermuter landesweit, wenn nicht sogar bundesweit. Neulich habe ich zum Beispiel vermutet, dass Michael Jackson der größte Popmusiker aller Zeiten sei. Diese Vermutung wurde von einer Bekannten jedoch angefochten. Die hatte aber nicht damit gerechnet, dass mich das nicht anficht. Der Konjunktiv II von anfechten ist übrigens einfach großartig. Er lautet „föchte“. Zurück zu den Hamsterkäufen. Ich habe ein bisschen Mitleid mit dem Hamster. Der kann ja gar nicht anders als zu hamstern. Das ist ja quasi integraler Bestandteil seines Selbst. Eigentlich hamstert das Eichhörnchen viel mehr. Aber es war den Menschen wohl zu kompliziert von Eichhörnchenkäufen zu sprechen.

Wagt man sich aktuell in eine Kaufhalle, sieht man wie die Menschen diszipliniert 2-3 Meter Abstand beim Schlangestehen lassen. Ich fände es schön, wenn sie ein Gummiseil oder Ähnliches mitnähmen und den sich langweilenden Kindern Seilspringen ermöglichen würden. Die Wartenden wären natürliche Gummiseilpfeiler. Vielleicht würde ja sogar der ein oder andere Erwachsene mithüpfen. Das wäre jedenfalls keinen Deut merkwürdiger als das aktuelle Schlangestehkonzept. Wenn ich die Menschen so dastehen sehe, denke ich, es geht gleich wie in einem achtziger Jahre Musikvideo weiter und Michael Jackson kommt mit seinen Tänzern zu fetziger Diskomusik den Gang zwischen den Regalen entlanggeschossen. Die vorher traurig in grau gekleideten Schlangeteilnehmer tragen nun bunte Kleidung, schwingen lachend die Hüften und werfen Toilettenpapierrollen als farbige Luftschlangen in die Höhe. Das wäre schnieke! (ts)