anger management

„Anger Management“ ist nicht nur ein richtig guter Film aus den Nullern, der mit dem schrecklich übersetzten deutschen Titel „Die Wutprobe“ daherkommt, sondern auch ein lebensnotwendiges Verfahren, um mit der Welt in Gleichklang bleiben zu können. Ärger, Wut und Zorn gehören zu uns Menschen wie Liebe, Toleranz und Nachsichtigkeit. Ich stelle jedoch fest, dass ich mich dem sprichwörtlichen „Grumpy Old Men“ immer mehr nähere. Clint Eastwood in Gran Torino ist mein Held. „Get off my lawn!“ Umso wichtiger erscheint daher der Umgang mit negativen Emotionen. Unabhängig vom durchaus charmanten Anstrich, den formschön geäußerter Ärger haben kann, er hat natürlich auch erhebliche Behinderungen der zwischenmenschlichen Kommunikation zur Folge. Ob nun die Wut auf die Ex-Freundin, der Ärger über den Postboten, oder der Zorn auf die Anhängerin einer Partei die wir verabscheuen – wir alle leben in einem Geflecht aus Menschen, die nicht tun was wir wollen. Eine Frechheit! Also marschieren wir los und versuchen die anderen zu überzeugen, von ihrem Irrglauben abzulassen. Wir singen innerlich den großartigen Track von LFO, der textlich nur aus einem einzigen Satz besteht. Immer und immer wieder verlangt die Sängerin schmachtend von uns: „You have to understand!“ Tja, und dann gibt es auch die zwischenmenschlichen Unfälle. Beide Kombattanten stürzen im Verlauf eines Gesprächs unangeseilt in einen Abgrund. Von Schweigen und Frust eingehüllt, verharren wir in der Gletscherspalte des Schmollens, kneifen die Augenlider zusammen. Eigentlich aber ist es nur verstörende Ratlosigkeit mit der wir kämpfen. Warum versteht mich das Gegenüber nicht? Warum ist dieses Wesen so gemein? Doch genauso wenig wie man sich jemals einen Knoten ins Taschentuch gemacht hat, schafft man es, den wohltuenden Schritt zur Seite zu machen. Dazu bringt uns nur die Zeit. Sie besänftigt die düsteren Wogen des Grolls, lässt uns durchatmen. Wir sollten ihr ein Denkmal – welch schönes Wort – errichten. Sie hätte es verdient. (ts)