Von Suchen und Tränen

Es gibt keine zweite Alltagsproblematik, die mir so häufig Ratlosigkeit ins Gesicht schreibt, wie der Besuch von Toiletten in mir bis dahin unbekannten Lokationen. Man sitzt mit seinem Kaffee zufrieden in einer Konditorei, stippt die Waffel ein und schürft tiefgründige Gedanken. Doch ach, es kündigt sich Biologisches an. Es gilt das Motto: Zeitnaher WC-Besuch! Nichts leichter als das denkt man und wirft einen fragenden Blick mit dem Ausruf „WC?“ in Richtung Personal. Aha, da lang also. Der Gast erspäht das Schild zum stillen Örtchen. Doch nicht selten verbirgt sich hinter der Tür mit dem Schild „WC“ ein Treppenhaus oder ein langer dunkler Gang. Wie Indiana Jones durchkämme ich die Katakomben auf der Jagd nach dem goldenen Klosett. Natürlich merkt man sich die Route nicht und auf dem Weg zurück ist man wieder aufgeschmissen. Hänsel und Gretel, die famosen Wegfindemeister, sind leider nicht in der Nähe. Ich vermute ja, dass ein Großteil der vermissten Personen, in dem Labyrinth aus rechts und links und Treppe rauf und runter noch immer feststeckt. Sind nun aber die WC’s gefunden, besteht die nächste Herausforderung darin, zu erkennen, welches Piktogramm mich als Zielgruppe definiert. Bin ich ein Turnschuh? Ein mit der Spitze nach unten zeigendes Dreieck? Man weiß es nicht. Oft lande ich in der falschen Abteilung. Da lobe ich mir doch den vielversprechenden, aber auch ein bisschen verunsichernden Trend des Gemeinschaftsklos. Das frustrierende Finale lauert dann beim Händewaschen. Wie bekomme ich das Wasser in Gang? Bewegungssensor? Wo ist der? Ein versteckter Mechanismus irgendwo? Die mitleidigen Blicke der Ortskundigen hinter mir werden spürbar. Ich glaube ja, die Designer dieser Waschbecken, haben da irgendwo eine Kamera platziert und tauschen Videos verzweifelter Nutzer untereinander aus. Wer es schafft, die meisten Menschen zum Weinen zu bringen, bekommt einen Preis. (ts)