Re: Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber


Neulich ging es mir mit einem Lebensmittel ähnlich wie TS in seinem Beitrag Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber. Auf einem Markt entdeckte ich bei einem Imker ein Glas mit Honig, im Honig schwamm eine Honigwabe.

Im Handumdrehen war ich wieder in der Werkstatt meiner Kindheit. Unser Vater war Tischlermeister, wir waren oft in der Werkstatt unterwegs, am liebsten klammheimlich. Gefühlt klammheimlich jedenfalls sorgte ich in der Schraubenecke für Chaos, nannte es Sortieren und war für das Austrocknen der einen oder anderen Rolle Fensterkit verantwortlich. Ich war in dem Alter, in dem ich mich wunderte, warum die Erwachsenen wussten, dass ich das gewesen war, obwohl ich doch sagte, dass ich es nicht gewesen sei.

Einer der Gesellen, Herr B., war Imker: „Vielleicht gibt es dieses Jahr Scheibenhonig, vielleicht, du weißt, er ist sehr selten“, sagte Herr B. Jahr für Jahr zu mir.
Und ich glaubte ihm, Jahr für Jahr.
Und hoffte auf das Vielleicht.
Wenn es eintraf, brachte Herr B. den sehr seltenen Scheibenhonig mit. Scheibenhonig, das war eine große Honigwabe, eingewickelt in Butterbrotpapier, wunderbar klebrig, zum sofortigen Verzehr. Abbeißen, Honig rund um die Schnute, egal. Lecker.

„Die Waben können Sie übrigens essen“, sagte der Imker auf dem Markt zu mir.
„Ich weiß“, antwortete ich und frage mich bereits, wie ich die Wabe heile aus dem Glas bekommen könnte, um das seltene Gut im Gedenken an Herrn B. komplett zu verspeisen, abbeißen, Honig rund um die Schnute, egal. (aw)